DIE GESCHICHTE DER HASENHEIDE

Der Begriff Hasenheide tauchte erstmals 1678 auf, als der Kurfürst ein damals noch 105 Hektar großes, 1650 erworbenes Areal als Hasengehege einzäunen ließ, damit er immer frischen Braten auf den Tisch bekam. Sehr zum Ärger der Tempelhofer Bauern, die dort vorher ihr Vieh weiden ließen. Dieser Konflikt führte zu ständigen Rechtsstreitigkeiten, die erst 1851 endgültig geklärt werden konnten. Schon am 17. Dezember 1808 ging die Hasenheide vom königlichen Privatbesitz in Staatseigentum über. Die Hasenheide unterstand damit dem Domänen- und Forstfiskus. Von 1764 bis etwa 1806 wurden erste Parzellen in Erbpacht vergeben und in der Hasenheide Gasthäuser errichtet, in denen geraucht werden durfte. Diese Tabagien waren für die Berliner um 1800 ein beliebtes Ausflugsziel und begründeten die Tradition der Hasenheide als Vergnügungszentrum.

Das südlich der Hasenheide gelegene Tempelhofer Feld, heute Flughafen Tempelhof, war seit spätestens 1722 regelmäßig Exerzierfeld. Auch die Hasenheide wurde immer wieder militärisch genutzt. In Teilen der Hasenheide wurden etwa ab 1810 Schießstände eingerichte

Der Park hat aber auch eine Geschichte als Landschaftsgarten. 1838 wurde er von Peter Josef Lenné umgestaltet, doch leider ist hierzu die Quellenlage so dünn, daß nicht mehr herauszubekommen ist, wo Lennésche Elemente noch in der heutigen Hasenheide zu finden sind. Lenné jedenfalls erhielt den Auftrag vom Kriegsministerium, das sich vom Halleschen Ufer über die Hasenheide bis hin zu den Exerzierplätzen auf der Tempelhofer Feldmark eine »leichte Chausseeanlage« wünschte.

Zwar wurde schon am 21. Juni 1925 der Volkspark Hasenheide eingeweiht, seine heutige Gestalt erhielt er aber erst in den Jahren 1936 bis 1939 durch den Stadtgartendirektor Joseph Pertl (1899 - 1989).

Berühmt wurde die Hasenheide durch die Aktivitäten des »Turnvaters« Friedrich Ludwig Jahn. Gleich an drei verschiedenen Stellen errichtete er seinen Turnplatz, der als die Wiege der deutschen Turnerei gilt. (Wobei das »deutsch« durchaus wörtlich zu nehmen ist, Jahn tümelte sehr deutsch...) Der erste Turnplatz (1811 bis 1812) war in der Nähe des Südsterns, dort wo heute die Johannes-Basilika als Sitz der päpstlichen Nuntiatur steht. Jahn waren die »Tabagien« und Kaffeehäuser an der heutigen Straße Hasenheide ein Dorn im Auge, und so wurde der Turnplatz 1812 weiter in die Hasenheide, in die Höhe des heutigen Karlsgarten nahe der Jahn-Eiche verlegt. Dieser Turnplatz bestand bis zum Turnverbot 1819/1820. Turnen war zwar als vormilitärische Erziehung anerkannt, die Organisation außerhalb des Staates jedoch der einsetzenden Restauration der Metternich-Ära ein Dorn im Auge.

1820 wurde das Turnen verboten und Jahn wurde als Demagoge mit Festungshaft belegt. Frei kam er erst 1825, rehabilitiert wurde er sogar erst 1840. In der Hasenheide wurde weitergeturnt — nun aber illegal. Erst 1844 wurde an der nordöstlichen Ecke der Hasenheide unterhalb des Jahn-Denkmals wieder ein Turnplatz eingerichtet, der bis 1934 Bestand hatte. An dieser Stelle standen bis vor wenigen Jahren sogar noch einige Replikate der Jahnschen Turngeräte, da das Bezirksamt diese aber nicht mehr unterhalten konnte, wurden sie abgerissen. Heute erinnert — neben dem schon erwähnten Jahn-Denkmal — noch der Sportplatz des deutschen Turnerbundes am südwestlichen Rand der Hasenheide sowie ein Regenauffangbecken für den Flughafen Tempelhof noch etwas weiter westlich inmitten einer Kleingartenkolonie, das einmal eine Radrennbahn (Rütt-Arena) war, an die sportliche Tradition der Hasenheide. Und natürlich die Jogger, die hier immer noch täglich ihre Runden drehen.

Nach dem Krieg wurde der Volkspark in den Jahren 1948 bis 1953 durch den Gartenamtsleiter Kurt Pöthig noch einmal umgestaltet. Die 69 Meter hohe Rixdorfer Höhe wurde aus 700.000 Kubikmeter Trümmern aufgeschüttet und wie das Naturtheater in der Hasenheide mit seinen 1100 Sitzplätzen 1954 eröffnet.

1955 wurde auf der Rixdorfer Höhe das von Katharina Singer geschaffene Denkmal für die Berliner Trümmerfrauen enthüllt, das 1986 nach einer Renovierung am nördlichen Eingang zur Graefestraße einen neuen Standort fand. Von 1955 bis 1958 integrierte Prof. Helmut Bourmot einen Heide- und Rhododendrongarten in die ehemaligen Schießplatzwälle. 1963 wurde ein 200 Meter langer Farnweg angelegt, 1987 wurde der Rosengarten zwischen Freilichtbühne und Hasenschänke der Öffentlichkeit übergeben. Anfang der 90er Jahre erhielt die Hasenheide einen schon lange geplanten, künstlichen Teich. Seit bereits 45 Jahren finden einmal jährlich im Mai die Neuköllner Maientage in der Hasenheide statt, ein turbulent-buntes Volksfest, das einen Querschnitt der gesamten Neuköllner Bevölkerung in den Park lockt.

Mit freundlicher Genehmigung des Schockwellenreiters
(www.schockwellenreiter.de)